Sonntag, 5. Mai 2024

„Über Glaubenswahrheiten abzustimmen ist lächerlich“

 

"Hier ist ein Wort über den sogenannten „Glaubenssinn“ der Gesamtkirche (sensus fidelium) und seine „Unfehlbarkeit“ fällig, einer sehr problematischen Größe, weil er auf keinen Fall in einem demokratisch-numerischen Sinn solche Unfehlbarkeit beanspruchen kann, sondern nur in einem qualitativ-pneumatischen Sinn, der um so leichter in Vergessenheit gerät, je mehr die Menge der Gläubigen mechanisch, durch Massenmedien und mechanische Statistiken manipulierbar wird. Über Glaubenswahrheiten abzustimmen ist lächerlich.

In einer Kirche, die wesentlich „kleine Herde“ ist, hat nicht die Mehrheit recht, sie hat es nie gehabt und hat es heute weniger als je.

Recht haben jene Gläubigen, deren Glaubenssinn tief, lebendig, umfassend, nah bei den Quellen ist, jene, die beten und sich einsetzen, die das innere Ohr zum Geist hin offen haben. Es sind vielleicht wenige, und vielleicht ganz andere, als man annimmt. Es sind sicher nicht die, die demagogisch die Menge der Gläubigen auffordern, sich aufgrund ihres Glaubenssinnes gegen das Dienstamt zu stellen. Der Glaubenssinn ist eben wirklich Glaubenssinn, und nicht irgendein ‚Instinkt‘ für Dinge, die in der Luft liegen und nach allgemeiner Ansicht jetzt geschehen müßten…"

Hans Urs von Balthasar, Klarstellungen, Herder 1972, (S. 91)

 

 Zitat gefunden bei "Neuer Anfang"

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