Samstag, 2. Dezember 2023

Authentische Teilhabe am SENSUS FIDEI erfordert Heiligkeit

 

... es reicht nicht aus, sich als Katholik zu bezeichnen

 

Die Kirche ist keine demokratisch verfasste Gesellschaft, sondern das Corpus mysticum des Auferstandenen und verherrlichten Christus, mit dem und in dem die Gläubigen wie die Glieder eines Leibes verbunden sind – quasi zu einem übernatürlichen Organismus.

Der sensus fidei ist keine demokratisch, demoskopisch zu ermittelnde Größe. Die Frage ist nur, worin sich Massenzeugnis von Massenabfall unterscheidet. So betonte schon der heilige Johannes Paul II. die Notwendigkeit, zwischen der „Öffentlichen Meinung“ und dem sensus fidei fidelium sorgfältig zu unterscheiden.

(...)

Diese Notwendigkeit (Anm.: nämlich zu unterscheiden) hebt das Dokument „sensus fidei im Leben der Kirche“ vom Jahre 2014 hervor: „… und es ist jetzt an der Zeit zu überlegen, wie echte Erscheinungsformen des sensus fidei erkannt und bestimmt werden können. Eine solche Unterscheidung ist besonders in einer gespannten Situation notwendig, wenn der echte sensus fidei vom einfachen Ausdruck weitverbreiteter Meinungen, besonderer Interessen oder des Zeitgeistes unterschieden werden muss.“

(...)

Und nun entfaltet dieses Dokument außerdem Kriterien, bzw. die „Notwendige(n) Dispositionen für authentische Teilhabe am sensus fidei.“ Das heißt, dass nicht ein jeder, der sich als Katholik bezeichnet, den Anspruch erheben kann, als Organ dieses Sensus fidei ernst genommen zu werden.
Kurz gesagt: „Authentische Teilhabe am sensus fidei erfordert Heiligkeit. Heilig zu sein, bedeutet im Wesentlichen, …getauft zu sein und den Glauben in der Kraft des Heiligen Geistes zu leben.“ Damit ist allerdings ein hoher Anspruch definiert.

 

aus einem Vortrag von Walter Kardinal Brandmüller bei der Veranstaltung des Freundeskreises von Carlos Caffarra "Ecclesia quo vadis?"am 07.04.2018 in Rom (kath.net am 09.04.2018)

s. auch:

https://www.vaticannews.va/de/welt/news/2018-04/_dubia_-autoren-bei-symposium-ueber-zukunft-der-kirche.html


Sonntag, 26. November 2023

Der SENSUS FIDEI - das persönliche Ja zur Wahrheit

 

Der persönliche Glaube ist zugleich auch der Glaube der Kirche


Das „parallele Lehramt“ (Anm.: der Theologen) kann großen geistlichen Schaden stiften, wenn es sich dem Lehramt der Hirten widersetzt. Gelingt es dem Dissens nämlich, seinen Einfluß bis in die öffentliche Meinung hinein auszudehnen, um zur Regel für das Handeln zu werden, kann das dem Volk Gottes nur schweren Schaden zufügen und zur Mißachtung der wirklichen Autorität führen.[0]

35. Der Dissens zieht ferner zuweilen eine soziologische Argumentation heran, nach der die Meinung einer großen Zahl von Christen direkter und angemessener Ausdruck des „übernatürlichen Glaubenssinns“ wäre.

Tatsächlich können die Meinungen der Gläubigen nicht schlicht und einfach mit dem „sensus fidei“ gleichgesetzt werden.[1] Dieser ist nämlich eine Eigenart des theologalen Glaubens, der als Gabe Gottes, die das persönliche Ja zur Wahrheit schenkt, nicht irren kann. Dieser persönliche Glaube ist zugleich Glaube der Kirche, denn Gott hat der Kirche die Hut des Wortes anvertraut, und was deswegen der Gläubige glaubt, ist das, was die Kirche glaubt. Daher schließt der „sensus fidei“ seiner Natur nach die tiefe Übereinstimmung von Geist und Herz mit der Kirche, das „sentire cum Ecclesia“, ein.

Wenn sich daher der theologale Glaube als solcher nicht irren kann, so kann doch der Gläubige irrige Meinungen haben, weil nicht alle seine Gedanken vom Glauben herkommen.[2] Die im Volk Gottes umlaufenden Ideen stimmen nicht alle mit dem Glauben überein, zumal sie leicht von einer öffentlichen Meinung beeinflußt werden können, die durch die modernen Kommunikationsmedien gesteuert wird. Nicht ohne Grund betont das II. Vatikanische Konzil die unauflösliche Beziehung zwischen dem „sensus fidei“ und der Anleitung des Volkes Gottes durch das Lehramt der Hirten: Beide Wirklichkeiten lassen sich nicht voneinander trennen.[3] Die Äußerungen des Lehramtes wollen die Einheit der Kirche in der Wahrheit des Herrn sicherstellen. Sie helfen zum „Bleiben in der Wahrheit“ angesichts des Willkürcharakters von wandelbaren Meinungen und sind Ausdruck des Gehorsams gegenüber dem Wort Gottes.[4] Auch wenn es den Anschein haben kann, daß sie die Freiheit der Theologen beeinträchtigten, so richten sie durch die Treue zum überlieferten Glauben eine tiefer reichende Freiheit auf, die nur von der Einheit in der Wahrheit herkommen kann.

 

[0] Vgl. Johannes Paul II., Enzykl. Redemptor Hominis: AAS 71 (1979) 308; Ansprache an die Gläubigen in Managua, 4. März 1983, 7: AAS 75 (1983) 723; Ansprache an die Ordensleute in Guatemala, 8. März 1983, 3: AAS 75 (1983) 746; Ansprache an die Bischöfe in Lima, 2. Februar 1985, 5: AAS 77 (1985) 874; Ansprache an die Konferenz der belgischen Bischöfe in Mecheln, 18. Mai 1985, 5: Insegnamenti di Giovanni Paolo II, VIII, 1 (1985) 1481; Ansprache an einige amerikanische Bischöfe bei ihrem Besuch ad-limina, 15. Oktober 1988, 6: L’Osservatore Romano, 16. Oktober 1988, S.4.

[1] Vgl. Johannes Paul II., Apost. Schreiben Familiaris consortio 5: AAS 74 (1982) 85–86.

[2] Vgl. die Formel des Konzils von Trient, VI. Sitzung, Kap. 9: fides „cui non potest subesse falsum“: DS 1534; vgl. Hl. Thomas von Aquin, Summa Theologiae, II-II, q.1, a.3: „Possibile est enim hominem fidelem ex coniectura humana falsum aliquid aestimare. Sed quod ex fide falsum aestimet, hoc est impossibile“.

[3] Dogm. Konst. Lumen gentium 12.

[4] Dogm. Konst. Dei Verbum 10.

(Anm.: Hervorhebung durch Fettdruck von Fidelis)

Auszug aus: Kongregation für die Glaubenslehre: Instruktion über die kirchliche Berufung des Theologen 24.05.1990

 

Kommemtar:

Leider müssen wir dieses "Parallele Lehramt" derzeit erleben in Form der Unterstützung einiger Theologen für den sog. "Synodalen Weg". So werden viele Gläubige, auch Priester und sogar Bischöfe, verunsichert, was die authentische Lehre der Kirche betrifft. Geschwächt durch eine seit Jahren und bereits Jahrzehnte andauernde Misere der Katechese und  einer fundierten Ausbildung erliegen sie den Vorstellungen und Forderungen derer, die die Lehre der Kirche dem Zeitgeist anpassen wollen. Ein großer Mainzer Theologe unterschied einmal zwischen "gläubiger" und "ungläubiger Theologie"...


s. auch: 

Ein Neuer Anfang: "Eine Zwangsjacke für den Heiligen Geist" von Dominik A. Thomas


 

Dienstag, 21. November 2023

"Synode" und "Synodaler Prozess" und der SENSUS FIDEI

Nehmen wirklich ALLE an den Beratungen teil?

Und stehen alle, die teilnehmen, treu im Glauben?


(...)  Kardinal Grech: „Die erste und größte Neuerung ist die Umwandlung der Synode vom Ereignis zum Prozess. Während die Synode früher allein in der Durchführung der Versammlung bestand, entwickelt sich jetzt jede Synodenversammlung entsprechend aufeinanderfolgender Phasen, die die Apostolische Konstitution ,Vorbereitungsphase, Durchführungsphase und Umsetzungsphase‘ nennt.
Die erste Phase hat die Beratung des Volkes Gottes in den Teilkirchen zum Ziel. In seiner Ansprache zum 50. Jahrestag der Einrichtung der Bischofssynode bestand der Papst sehr darauf, auf den ,sensus fidei‘ des Volkes Gottes zu hören. Man kann sagen, dass dies eines der stärksten Themen des gegenwärtigen Pontifikats ist: Viele Beobachter betonen zu Recht das Thema der Kirche als Volk Gottes; aber was dieses Volk für den Papst am meisten charakterisiert, ist der ,sensus fidei‘, der es ,unfehlbar in credendo‘ macht. Das ist ein traditionelle Grundüberzeugung in der Lehre, die sich durch das ganze Leben der Kirche zieht: ,die Gesamtheit der Glaubenden kann im Glauben nicht irren‘ - Kraft des Lichtes, das vom Heiligen Geist kommt, der in der Taufe gegeben wird.
Das Zweite Vatikanische Konzil sagt, dass das Volk Gottes an der prophetischen Funktion Christi teilhat. Deshalb ist es notwendig, ihm zuzuhören, und um ihm zuzuhören, ist es notwendig, dorthin zu gehen, wo es lebt - in die Teilkirchen. Das Prinzip, das diese Beratung des Volkes Gottes leitet, ist das alte Prinzip, dass ,von allen besprochen werden muss, was alle betrifft‘. Es geht nicht um Demokratie, Populismus oder ähnliches; die Kirche ist das Volk Gottes, und dieses Volk ist aufgrund der Taufe ein aktives Subjekt des Lebens und der Sendung der Kirche.“ (...)




Kommentar:

Es ist richtig, dass es eine traditionelle Grundüberzeugung in der katholischen Lehre ist, dass die Gesamtheit der Glaubenden im Glauben nicht irren kann. Dies steht außer Frage.

Die Frage ist vielmehr, wie sich das glaubende Volk Gottes zusammensetzt bzw. wer ihm tatsächlich "einverleibt" ist. Ist es allein die Taufe, die Bedingung ist für die Eingliederung in das Volk Gottes? Die Antwort lautet: Ja und Nein.

"Ja" in dem Sinne, dass der Getaufte den Glauben in der Taufe von der Kirche empfangen hat. Bewahrt der Getaufte treu den Glauben, so lebt er gemäß demselben. Das heißt nicht, dass der Getaufte frei von allen Unvollkommenheiten und Sünden sein muss. Sofern er aufrichtig Gott liebt und seine Sünden bereut und zu bekennen bereit ist, bleibt er in der Gemeinschaft der Kirche.

Zur Treue im Glauben gehört beispielsweise die Überzeugung an die Unauflöslichkeit der Ehe und die Ablehnung der zivilrechtlichen, weltlichen (Un-)Sitte, zu meinen, es wäre möglich und mit dem Glauben vereinbar, nach einer Scheidung zu Lebzeiten des Ehepartners erneut heiraten zu können. Hierzu hat sich die Kirche immer und immer wieder - gestützt auf die Heilige Schrift und das Lehramt - unzweifelhaft geäußert (vgl. KKK ). Wer also behauptet, ein katholischer Christ könne sich scheiden lassen und erneut eine Ehe eingehen, der steht außerhalb der Gemeinschaft der Glaubenden.

Wer, um ein anderes Beispiel zu nennen, nicht glaubt, dass Jesus, der Sohn Gottes, aus der Jungfrau Maria geboren wurde, die nicht nur eine "junge Frau" sondern nach Lehre der Kirche tatsächlich "vor, während und nach der Geburt Jungfrau" war und geblieben ist, der stellt sich außerhalb des glaubenden Volkes Gottes.

"Nein" also in dem Sinne, dass der Getaufte dem in der Taufe empfangenen Glauben untreu werden und einen Teil des Glaubensgutes aufgeben kann. Dann nämlich fehlt der Glaube, der nur als Ganzes geglaubt werden kann. 

Um den sensus fidei fidelium, den Glaubenssinn des Gläubigen, wahrzunehmen, und also den Glaubenssinn des Gottesvolkes (sensus fidei) zu teilen, sind Taufe und Glaube notwendig.

Der Verdacht drängt sich auf, dass im sogenannten "Synodalen Weg" der (im falschen Sinne interpretierte) Sensus fidei von einigen Interessensgruppen als Alibi missbraucht wird, um der Kirche einen anderen Glauben aufzudrängen...

 

Gal 1,6-9

Ich bin erstaunt, dass ihr euch so schnell von dem abwendet, der euch durch die Gnade Christi berufen hat, und dass ihr euch einem anderen Evangelium zuwendet.

Doch es gibt kein anderes Evangelium, es gibt nur einige Leute, die euch verwirren und die das Evangelium Christi verfälschen wollen.

Wer euch aber ein anderes Evangelium verkündigt, als wir euch verkündigt haben, der sei verflucht, auch wenn wir selbst es wären oder ein Engel vom Himmel.

Was ich gesagt habe, das sage ich noch einmal: Wer euch ein anderes Evangelium verkündigt, als ihr angenommen habt, der sei verflucht. 


 

Montag, 20. November 2023

Haben die Armen grundsätzlich Anteil am SENSUS FIDEI?

 

Die Option für die Armen

198. Für die Kirche ist die Option für die Armen in erster Linie eine theologische Kategorie und erst an zweiter Stelle eine kulturelle, soziologische, politische oder philosophische Frage. Gott gewährt ihnen »seine erste Barmherzigkeit«.[1] Diese göttliche Vorliebe hat Konsequenzen im Glaubensleben aller Christen, die ja dazu berufen sind, so gesinnt zu sein wie Jesus (vgl. Phil 2,5). Von ihr inspiriert, hat die Kirche eine Option für die Armen gefällt, die zu verstehen ist als »besonderer Vorrang in der Weise, wie die christliche Liebe ausgeübt wird; eine solche Option wird von der ganzen Tradition der Kirche bezeugt«.[2] Diese Option, lehrte Benedikt XVI., ist »im christologischen Glauben an jenen Gott implizit enthalten, der für uns arm geworden ist, um uns durch seine Armut reich zu machen«.[3] Aus diesem Grund wünsche ich mir eine arme Kirche für die Armen. Sie haben uns vieles zu lehren. Sie haben nicht nur Teil am sensus fidei, sondern kennen außerdem dank ihrer eigenen Leiden den leidenden Christus. Es ist nötig, dass wir alle uns von ihnen evangelisieren lassen. Die neue Evangelisierung ist eine Einladung, die heilbringende Kraft ihrer Leben zu erkennen und sie in den Mittelpunkt des Weges der Kirche zu stellen. Wir sind aufgerufen, Christus in ihnen zu entdecken, uns zu Wortführern ihrer Interessen zu machen, aber auch ihre Freunde zu sein, sie anzuhören, sie zu verstehen und die geheimnisvolle Weisheit anzunehmen, die Gott uns durch sie mitteilen will.

[1] Ders., Homilie während der Eucharistiefeier für die Evangelisierung der Völker in Santo Domingo (11. Oktober 1984), 5: AAS 77 (1985) 358.

[2] Ders., Enzyklika Sollicitudo rei socialis (30. Dezember 1987), 42: AAS 80 (1988), 572.

[3] Ansprache zur Eröffnung der Arbeiten der V. Generalversammlung der Bischöfe von Lateinamerika und der Karibik (13. Mai 2007), 3: AAS 99 (2007), 450.

 
 
 
 
Kommentar:
 
Der Sensus fidei ist nicht abhängig von Armut oder Reichtum, sondern von Taufe und Glaube. Natürlich sind getaufte Glaubende, die in Armut leben, nicht anders als getaufte Glaubende, die im Reichtum leben mit dem sensus fidelium fidei ausgestattet und nehmen teil am sensus fidei. Nicht aber, weil sie arm sind (oder reich), sondern weil sie glaubende Getaufte sind.
Arme, die nicht getauft und nicht glaubend sind, haben - wie Reiche, die nicht getauft und nicht glaubend sind - keinen Anteil am Glaubenssinn des Gottesvolkes.




Samstag, 8. Februar 2020

Der SENSUS FIDEI, das "Bauchgefühl" des rechtgläubigen Christen

Im Gegensatz zur Theologie, die als „Scientia fidei“ beschrieben werden kann, ist der "Sensus fidei fidelis" kein reflektierendes Erkennen der Glaubensgeheimnisse, das Begriffe entwickelt und vernünftige Methoden anwendet, um seine Schlüsse zu ziehen. Wie der Name ("Sensus") anzeigt, ist er eher einer natürlichen, unmittelbaren und spontanen Reaktion ähnlich und einem vitalen Instinkt oder einer Art "Gespür" vergleichbar, durch das der Gläubige intuitiv an dem festhält, was mit der Glaubenswahrheit übereinstimmt, und meidet, was ihr entgegensteht. *

Der „Sensus fidei fidelis“ ist in sich unfehlbar im Hinblick auf sein Objekt: den wahren Glauben**.  Im aktuellen geistigen Universum des Gläubigen jedoch können die richtigen Intuitionen des „Sensus fidei“ mit den verschiedenen rein menschlichen Meinungen oder sogar mit Irrtümern, die mit den engen Grenzen eines bestimmten kulturellen Kontextes verbunden sind, vermischt werden***. „Wenn sich daher der theologale Glaube als solcher nicht irren kann, so kann doch der Gläubige irrige Meinungen haben, weil nicht alle seine Gedanken vom Glauben herkommen. Die im Volk Gottes umlaufenden Ideen stimmen nicht alle mit dem Glauben überein****.“ 


* Vgl. J. A. Möhler, Symbolik, § 38: „Der göttliche Geist, welchem die Leitung und Belebung der Kirche anvertraut ist, wird in seiner Vereinigung mit dem menschlichen ein eigenthümlich christlicher Tact, ein tiefes, sicher führendes Gefühl, das, wie er in der Wahrheit steht, auch aller Wahrheit entgegenleitet.“
 
** Aufgrund der unmittelbaren Beziehung zu seinem Objekt irrt der Instinkt nicht. In sich selbst ist er unfehlbar. Tierischer Instinkt ist jedoch nur innerhalb des Kontextes einer bestimmten Umgebung unfehlbar. Wenn sich der Kontext ändert, kann sich der tierische Instinkt als schlecht angepasst erweisen. Geistlicher Instinkt auf der anderen Seite hat mehr Spielraum und Feinsinnigkeit.
*** Vgl. Thomas von Aquin, Summa theologiae, IIa–IIae, q.1, a.3, ad 3.
**** Donum Veritatis, 35


Der Sensus fidei im Leben der Kirche, Internationale Theologische Kommission 2014, Nr. 54 und 55


In den fünf Jahren von 2009–2014 hat die Internationale Theologische Kommission das Wesen des „Sensus fidei“ und seinen Ort im Leben der Kirche untersucht. Die Arbeit wurde in einer Unterkommission unter Vorsitz von Msgr. Paul McPartlan durchgeführt, die sich aus folgenden Mitgliedern zusammensetzte: Serge Thomas Bonino, O.P. (Secretary General); Sara Butler, M.S.B.T.; Antonio Castellano, S.D.B.; Adelbert Denaux; Msgr. Tomislav Ivanĉíc; Bischof Jan Liesen; Leonard Santedi Kinkupu, Thomas Söding und Msgr. Jerzy Szymik. Die allgemeinen Diskussionen über das Thema wurden in zahlreichen Sitzungen der Unterkommission und während der Vollversammlungen der Internationalen Theologischen Kommission geführt, die zwischen 2011 und 2014 in Rom stattgefunden haben. Der Text „Der ,Sensus fidei‘ im Leben der Kirche“ wurde „in forma specifica“ von der Mehrheit der Kommissionsmitglieder durch ein schriftliches Votum gebilligt und dann ihrem Präsidenten Kardinal Gerhard L. Müller, dem Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre, vorgelegt, der die Publikation autorisiert hat. (Vorbemerkung des oben genannten Dokumentes über den sensus fidei)

Samstag, 19. September 2015

Die Äußerungen des Lehramtes und die Freiheit des Gläubigen

Auch wenn es den Anschein haben kann, daß sie (Anm.: die Äußerungen des Lehramtes) die Freiheit der Theologen beeinträchtigten (Anm.: ... und das gilt ebenso für die Freiheit eines jeden Christgläubigen), so richten sie durch die Treue zum überlieferten Glauben eine tiefer reichende Freiheit auf, die nur von der Einheit in der Wahrheit herkommen kann.

Die Freiheit des Glaubensaktes kann das Recht auf Dissens (Anm.: zwischen dem Lehramt der Kirche und der Meinung des Gläubigen) ebensowenig rechtfertigen. Tatsächlich meint sie ja keineswegs die Freiheit gegenüber der Wahrheit, vielmehr die freie Selbstbestimmung der Person im Sinn ihrer moralischen Verpflichtung auf Annahme der Wahrheit.




Das heißt:

Für den Christgläubigen, ob Theologe oder nicht, gibt es kein Recht auf Uneinigkeit ("Dissens") mit dem Lehramt, denn durch das Lehramt der Kirche spricht Gott zu den Menschen. Das Lehramt "legt authentisch die Lehre der Apostel vor und weist (...) die Einwürfe gegen den Glauben und dessen Verfälschungen zurück." (s. Donum veritatis 21)

Gläubige, die die Äußerungen des Lehramtes nicht bejahen, können sich nicht auf den SENSUS FIDEI berufen, denn sie befinden sich nicht in der Einheit des Glaubens. Das bekennende Stehen in der Einheit des Glaubens aber ist die Voraussetzung für den Glaubenssinn des Christen.

Es besteht für den gläubigen Christen eine Verpflichtung, der erkannten Wahrheit zu folgen. Diese Wahrheit hat der Katholik in der Lehre der Kirche gefunden. 


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Auszug aus dem "Kleinen Katechismus":

4. Was heißt glauben?
Glauben heißt, alles für wahr halten, was Gott geoffenbart hat und durch die Kirche zu glauben lehrt.

5. Warum müssen wir alles glauben, was Gott geoffenbart hat? 
Wir müssen alles glauben, was Gott geoffenbart hat, weil Gott nicht irren und nicht lügen kann.
Gottes Wort ist immer wahr. Nur ist für die Menschen manches schwer zu verstehen.

6. Durch wen hat uns Gott geoffenbart, was wir glauben müssen?  
Was wir glauben müssen hat uns Gott geoffenbart
1) im Alten Bund durch die Patriarchen und Propheten,
2) im Neuen Bund durch seinen Sohn Jesus Christus und die Apostel.


7. Wer lehrt uns, was Gott geoffenbart hat? 
Was Gott geoffenbart hat, lehrt uns die katholische Kirche.




Kongregation für die Glaubenslehre
"Donum veritatis" bei stjosef.at

Dienstag, 25. August 2015

Der SENSUS FIDEI und die vom kirchlichen Glauben abweichenden Meinungen der Gläubigen

 
Der Dissens (Anm.: d. h. der Zustand der Uneinigkeit von kirchlichem Lehramt und der Meinung des Gläubigen) zieht ferner zuweilen eine soziologische Argumentation heran, nach der die Meinung einer großen Zahl von Christen direkter und angemessener Ausdruck des „übernatürlichen Glaubenssinns“ wäre.

Tatsächlich können die Meinungen der Gläubigen nicht schlicht und einfach mit dem „sensus fidei“ gleichgesetzt werden.[31]

[Der] „sensus fidei“ [schließt] seiner Natur nach die tiefe Übereinstimmung von Geist und Herz mit der Kirche, das „sentire cum Ecclesia“, ein.





Das heißt:

Der SENSUS FIDEI erschließt sich nur dem gläubigen Katholiken, der die gesamte Lehre der Kirche bejaht - selbst wenn er sie nicht in allen Einzelheiten kennt - und der nach bestem Wissen und Gewissen nach dieser Lehre, die er als wahr erkannt hat, lebt.

Christen, die in "Wirklichkeiten" leben, die dem Willen Gottes und den Weisungen der Kirche nicht entsprechen (z. B. Menschen, die eine Glaubenswahrheit bestreiten; oder sich vom Glauben entfernt haben; denen der Glaube gleichgültig ist; auch wiederverheiratete Geschiedene), können ihre "Lebenswirklichkeiten", die im Grunde Lebenslügen sind, nicht mit einem SENSUS FIDEI, einem übernatürlichen Glaubenssinn, der ihnen eigen wäre, rechtfertigen. Man erkennt schnell, wie absurd eine solche Rechtfertigung ist.

Kongregation für die Glaubenslehre
"Donum veritatis" bei stjosef.at